Samstag, 23.10.2021 | 10:00-17:30 Uhr | Pöge-Haus e. V. | Präsenzveranstaltung
Das erste was wir autonom machen, sobald wir geboren werden, ist zu schreien. Mit unserer Stimme kündigen wir laut an, dass wir existieren. Wir kommunizieren die ersten paar Jahre unseres Lebens mit lauten schrillen Tönen, bis uns gesagt wird, dass wir leiser sein sollen.
Vor allem als (queere) BIPoCs wird uns immer wieder gesagt, dass wir unsere Stimmen unterm Radar halten müssen, dass unsere Muttersprachen unangenehm laut sind – dass unsere Stimmen weniger wert sind. Dadurch entwickeln genug Menschen in unserer Gesellschaft eine dysfunktionale Beziehung zu ihrer Stimme und ihrer Seele. Das geht soweit, dass manche ihre eigene Stimme hassen lernen.
Mit diesem Workshop, wollen wir durch Gesangstechnik und musikalisches Coaching eine gesunde Beziehung zu deinem Körper als Instrument (wieder)aufbauen. Durch gesangstechnische Übungen in der Gruppe, werden physiologische Aspekte deiner Stimme verdeutlicht, um die Mythen und Stigmas zu enthüllen, die westliche Stimmbildung uns aufgedrückt hat. Der andere große Bestandteil des Workshops sind individuelle Solo-Sessions vor der Gruppe mit Vocalcoach und Pianist*in. Hier arbeiten wir mit jede*r Sänger*in an mindestens einem Song deiner Wahl, um musikalisch zu üben Raum durch die Stimme einzunehmen.
Es wird auch Frage – und gesangsphilosophische Gesprächsrunden geben, wo wir uns über Empowerment durch Stimme und Gesang austauschen können.
Wer: Der Workshop richtet sich an junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren mit internationaler Geschichte (eigene oder familiäre Migrations- oder Fluchtgeschichte bzw. Selbstbezeichnung als BIPoC, Schwarze Deutsche, Sinti*zze und Rom*nja, jüdisch, muslimisch), die in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg oder Thüringen leben.
Wann: Samstag, 23. Oktober 2021 | 10:00 – 17:30 Uhr
Wo: Pöge-Haus e. V. | Hedwigstraße 20 | 04315 Leipzig
Material:
Kosten: keine, Fahrtkosten werden erstattet, Catering inlusive (Getränke, Mittagessen, Kaffee/Kuchen)
Veranstaltende: JUGENDSTIL* – Projekt
Über aktuelle Corona – Hygienerichtlinien informieren wir rechtzeitig vor der Veranstaltung.
Fragen zum Workshop beantwortet gern: bianca@jugendstil-projekt.de
Referent
Anh Khoa Tran ist ein vietnamesisch-deutscher Vocalcoach und Gesangslehrer aus Wismar. Im Moment studiert er Musiktheater (Musical) an der Fontys School of Fine and Performing Arts in Tilburg, Niederlande. Diese Studienrichtung aus Tilburg ist dafür bekannt, Sänger*innen gesangtechnisch auf internationalem Niveau zu trainieren. Die besondere Methoden, die Anh Khoa dort lernt , versucht er mit seinen Perspektiven als queerer BIPoC und Aktivist zu verbinden und dadurch nicht nur professionelle Sänger*innen zu trainieren, sondern auch Menschen den Zusammenhang zwischen Musik, Stimme und ihren sozio-politischen Identität nahe zu bringen.
Es geht ihm vor allem darum, dass Menschen lernen, durch ihre Stimme – ob es um Singen, Sprechen oder Politik geht – Raum einzunehmen, andere Stimmen zu respektieren und von anderen Stimmen zu lernen. Durch seine Arbeit als Gesangspädagoge mit vielen verschiedenen Stimmen und Persönlichkeiten, hat sich in den letzten Jahren für Anh Khoa herauskristallisiert, dass Gesang sein Weg ist, um rassifizierte Personen und FLINTA* zu helfen, sich selbst zu empowern.
Durch singen übt man, auf viele verschiedene Art und Weisen seine Seele zu formen und auszudrücken.
Deswegen ist Anh Khoa fest davon überzeugt, dass jeder singen kann und sollte.