Neugierig geworden? Die ganze Studie findet Ihr hier.

Jung.
(Post-)migrantisch.
Engagiert in Ostdeutschland.

Im Jahr 2023 führten wir in Zusammenarbeit mit d|part – Think Tank für politische Partizipation eine wissenschaftliche Begleitung durch, um die Bedarfe und Wünsche von (post-)migrantischen Initiativen und Selbstorganisationen in Ostdeutschland aus dem Netzwerk zu ermitteln. Die Ergebnisse stellen wir nun in einer Studie vor.

Die ganze Studie kannst du hier downloaden.

Erhebungsgrundlagen für die Daten der Studie sind:

Durchführung einer Fokusgruppe mit fünf Teilnehmenden von vers. Initiativen, geführt vom Projektteam JUGENDSTIL*

Digitale quantitative Befragung, an der 38 Initiativen teilnahmen

Gruppeninterview mit dem Projektteam von JUGENDSTIL*

Wissenschaftliche Begleitung einer Dialogveranstaltung von JUGENDSTIL* in Berlin

Ein herzliches Dank geht an dipart: Think Tank für politische Partizipation für die Erstellung der Studie und die tolle Zusammenarbeit!

Von welchen Akteur*innen fühlen sich junge Menschen mit Migrationsbiografie unterstützt und inspiriert – und wie kann es uns gelingen, ihre wichtige Arbeit trotz – oder gerade auf Grund – des zunehmend bedrohlichen politischen Klimas in Ostdeutschland langfristig zu unterstützen und zu stärken? Wo liegen weitere Hürden?

1. Allgemeine Informationen zu den Initiativen, die an der quantitativen Befragung teilgenommen haben

Teilnehmende Initiativen in den verschiedenen Bundesländern

1. Allgemeine Informationen zu den Initiativen, die an der quantitativen Befragung teilgenommen haben

Altersverteilung innerhalb der Initiativen

1. Allgemeine Informationen zu den Initiativen, die an der quantitativen Befragung teilgenommen haben

Anzahl an aktiven Menschen in Initiativen

2. Motivationen und Inspirationen für das Engagement (Ostdeutschland als spezifischer Bezugsort)

Ein Großteil der Befragten sieht eine Notwendigkeit in ihrem Engagement und ist motiviert, politisch mitzuentscheiden und die eigenen Geschichten selbstbestimmt zu erzählen. Sie möchten Sichtbarkeit erwirken und Deutungsmacht für die eigenen Räume und Erzählungen erlangen. Für viele der Initiativen ist es für die Motivation ihres Engagements zentral, die Orte, an denen sie leben, aktiv mitzugestalten, dabei in Austausch mit anderen zu treten, sich zu vernetzen, gesellschaftliche Mitbestimmung und politische Arbeit zu leisten. Deshalb gründen sie unter anderem eine Bibliothek für Bi_PoC Autor*innen, bilden Unterstützungsstrukturen für Geflüchtete oder veranstalten Festivals, die queere, migrantische Lebensrealitäten zentrieren und zelebrieren. Es wird klar, dass die öffentliche Sichtbarkeit von Menschen mit ähnlichen Biografien und Aktivitäten den Initiativen Anreize geben und sie motivieren, selbst aktiv zu werden.

Bezug auf Ost Deutschland: Mehr Unterstützungen insbesondere im ländlichen Raum notwendig. Die Studie macht deutlich, dass (post-)migrantische Initiativen in Ostdeutschland spezifische Herausforderungen bewältigen müssen. Insbesondere im ländlichen Raum sind sie oft isoliert. Es fehlt häufig an Unterstützung durch Verbündete, an vielfältigen, sicheren Räumen sowie Kontakten zu lokalpolitischen Akteur*innen und Entscheidungsträger*innen. Das zeigt einerseits das Fehlen von breiten Netzwerken und lokaler Unterstützung vor allem in ländlichen Regionen auf. Andererseits veranschaulichen einige Beispiele von Initiativen zugleich, dass (post-)migrantische Akteure, gerade in solchen Gebieten, mit vielseitigen strukturellen Hürden, Vorurteilen und Ausgrenzungen konfrontiert sind, die von der weißen Mehrheitsgesellschaft ausgehen.

Von wem werdet ihr inspiriert?

3. Organisationsform der Initiativen

Die Studie zeigt, dass neue Initiativen Flexibilität bevorzugen und hauptsächlich projektbezogen und kurzfristig arbeiten. Dies liegt oft an sich schnell verändernden Lebensumständen junger Engagierter wie Ausbildung, Abschluss oder Umzug. Die Folge: Es gibt immer mehr Initiativen, die sich nicht formalisiert, ohne Rechtsform organisieren.

Form der Organisation von den befragten Initiativen, sortiert nach Anzahl*

* Zwei weitere Initiativen wählten die Antwortoption Weil ich nicht“ und eine weitere die Antwortoption „Möchte ich nicht sagen“ aus.

4. Hürden der Initiativen

Fehlendes Unterstützungsgefühl und Vertrauensdefizit

Die quantitative Befragung von Initiativen offenbart, dass sich diese primär durch ihre eigene Community unterstützt fühlen. Es zeigt sich hierbei ein klares Defizit: ein bestehender Mangel an Unterstützung für Initiativen aus der weißen Mehrheitsgesellschaft, von Behörden und der Politik. Die Analyse verdeutlicht, dass ein spürbares Vertrauensdefizit der (post-)migrantischen Initiativen gegenüber den Institutionen der weißen Mehrheitsgesellschaft existiert.

Bedrohungslage für Initiativen

Die quantitative Befragung zeigt zudem, dass sich viele (post-)migrantische Initiativen in ihrem Engagement bedroht fühlen. Einige der Befragten geben an, im Zuge ihres Engagements bereits körperlich angegriffen worden zu sein. Das damit einhergehende fehlende Sicherheitsgefühl trägt zusätzlich dazu bei, dass die Belastung für die Initiativen hoch ist und das Erschöpfungsgefühl zunimmt. So können sich viele der Initiativen nicht einfach nur auf ihre Projekte konzentrieren, sondern müssen Sicherheitsaspekte immer mit bedenken.

Finanzierungsmöglichkeiten

Junge (post-)migrantische Initiativen in Ostdeutschland werden nur selten von staatlichen Behörden oder zivilgesellschaftlichen Organisationen finanziell gefördert. Dieser fehlende Zugang zu finanziellen Förderungen resultiert etwa aus den dafür notwendigen, bürokratischen Anforderungen, wie über eine eingetragene Rechtsform zu verfügen.

Unterstützungsgefühl von den Initiativen und Zukünftige Zusammenarbeit, sortiert nach Häufigkeit

* Die weiteren, selbst von den Befragten angegebenen Antworten auf die Frage lauten: „Eigenes soziales Umfeld; Friends“, „der queeren und Bi_Poc Community in Leipzig“, „andere Kunst- und Kulturschaffende“, „Wir kooperieren mit anderen Organisationen vor Ort“, „Teilweise von der Studierendenschaft der Universität“, „Universität“, „Von dem StuRa der Uni“, „LKJ“, „Demokratie Leben“, Jugendstil-Team“ „von euch“ Sponsoren (meistens Personen mit Firmen, die denselben Background wie wir haben)‘ sowie „(…] Wenn wir nach Support gefragt haben, haben wir uns aber direkt an andere Migrant:innen Organisationen gewendet“.

5. Wünsche der Initiativen

Vernetzung

Erfahrung teilen, sichere Räume und Gemeinschaft schaffen: Vernetzung kann empowern und neue Ideen und Problemlösungen hervorbringen. Zitat einer Initiative aus der quantitativen Befragung: Gemeinschaftsprojekte: Die Initiierung von gemeinsamen Projekten, an denen verschiedene Mitglieder zusammenarbeiten, könnte nicht nur neue Ideen hervorbringen, sondern auch den Zusammenhalt stärken.

Weiterbildungsangebote

Weiterbildungsangebote werden zu kreativen und kulturellen Inhalten sowie zu politischen und praktischen Themen wie beispielsweise Förderanträgen, Vereinsstrukturen oder Organisationsentwicklung gewünscht.

Sichtbarkeit

Die Initiativen wünschen sich mehr Sichtbarkeit beispielsweise durch Zusammenarbeit unter engagierten Organisationen und Initiativen und Netzwerkarbeit, um die öffentliche Wahrnehmung und generelle Sichtbarkeit (post-)migrantischer Akteure und von ihrer Arbeit zu erhöhen

Praktische und organisatorische Unterstützung

Praktische Unterstützung erhoffen sich Initiativen bei der Suche nach dauerhaften Standorten, nach geeigneten Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Treffen von Initiativen und bei der Beschaffung von Technik und Zubehör für Veranstaltungen sowie Hilfe bei Steuererklärungen, Formularen und rechtlichen Beratungen.

Finanzierungsmöglichkeiten

Es bedarf einen niedrig-schwelligen Zugang zu Förderungen sowie mehr nachhaltige Fördermöglichkeiten zur strukturellen Verankerung, zum Beispiel durch Stipendien, Projektmittel oder Förder-programme. Zudem brauche es Unterstützung in der Verwaltung finanzieller Mittel und der Beantragung von Fördermitteln.