Vor zwei Monaten fand die Veranstaltung Connect Ost – Verbündet Euch! als Abschluss für JUGENDSTIL* statt. Sie brachte Netzwerkpartnerinnen, Freundinnen und Communities zusammen. Damals, noch vor den Landtagswahlen und dem Anschlag in Solingen, infolgedessen der politische und mediale Diskurs über Migration in eine beunruhigende Richtung einschlug, wollten wir eine andere Realität erlebbar machen: kreativ, kraftvoll, nahbar, empathisch und gemeinschaftlich.
Unser Ziel war es, die Vielfalt der Projekte in Ostdeutschland zu zeigen. Vor Ort waren Jugendclubs, Initiativen aus den Bereichen Geflüchtetenhilfe, politische Bildung, Bi_PoC-Magazine, Tanzcrews und queere Veranstalter*innen. Einige dieser Stimmen sind auch in einem inspirierenden Radiobeitrag zu hören.
Am Freitag lag der Fokus auf dem Engagement junger (post-)migrantischer Menschen. Gemeinsam erkundeten wir die Berliner Innenstadt und setzten uns mit kolonialen Spuren und Widerstand auseinander. Eine postkoloniale Stadtführung beleuchtete den deutschen Kolonialismus und Nationalsozialismus und ihre Folgen, besonders für Schwarze Menschen, und hob den anhaltenden Widerstand und die Resilienz der Betroffenen hervor.
Diese Führung setzte den Ton für die nächsten anderthalb Tage. Wir stellten uns die Frage: Wie können wir gemeinsam widerständig sein, wenn der Wind in Ostdeutschland rauer wird, gerade gegenüber (post-)migrantischen, queeren Menschen und antifaschistischer Arbeit? Wenn Menschen aus dem Netzwerk an öffentlichen Orten angegriffen werden? Wie schaffen wir Räume des Vertrauens und der Gemeinschaft, um trotz der Hindernisse gemeinsam in die Zukunft zu gehen?
Nach der Stadtführung ließen wir den Freitag mit einem gemeinsamen Essen ausklingen, sprachen über Geschwisterlichkeit und kommende Projekte. Am Samstag öffnete das Refugio seine Türen für Gäste aus dem Netzwerk. Inspirierende Initiativen und ihre Erfolge standen im Mittelpunkt, und wir feierten sie gemeinsam.
Auf dem Markt der Möglichkeiten präsentierten sich Organisationen, die diese Initiativen unterstützen. Dazu gehörten Förderer wie Zukunftswege Ost, Welcome Alliance Fonds, Soziofonds Kultur, Polylux und House of Resources, sowie das Kompetenznetzwerk für das Zusammenleben der Einwanderungsgesellschaft von DaMOst e.V. und das Kohero-Magazin aus Hamburg, von und für Menschen mit Flucht- und Migrationsbiografie.
Das Highlight der Veranstaltung war der Community-Slam. Auf einer offenen Bühne konnten junge Teilnehmende ihre Gedanken teilen, frei sprechen und sich gegenseitig inspirieren. Es war berührend zu sehen, wie sie sich gegenseitig ermutigten, spontan die Bühne zu betreten. Unvorbereitet wurden Gedichte, Essays, Statements und Affirmationen vorgetragen.
Angesichts des Erstarkens migrationsfeindlicher Parteien braucht es für die Zukunft nicht nur den Aufbau starker Communities, sondern auch authentische Allianzen, Solidarität und eine gerechte Verteilung von Macht und Ressourcen. Wir sind überzeugt, dass dies vor allem durch Beziehungsarbeit gelingt: Indem wir ehrliche, persönliche Gespräche führen, über Ängste und Freuden sprechen und den Bezug zueinander nicht verlieren, können wir einander Halt geben und die notwendige Unterstützung bieten.
Ob das Projekt JUGENDSTIL* nach 2025 weiter gefördert wird, wissen wir noch nicht. Deshalb war die Connect Ost für uns ein Abschluss, aber auch die Hoffnung, angefangene Gespräche an anderer Stelle fortzusetzen.