Es ist Dienstagabend, der 30.03. 2021, 17:00 Uhr. Zum zweiten Mal trifft sich die Jugendjury im digitalen Raum zu einer spannenden Diskussion über die eingereichten Projektideen und der Tee in den Tassen dampft fast so intensiv, wie die Köpfe der Jurymitglieder beim Grübeln. Zuvor konnten sich alle die Bewertungen der anderen Mitglieder durchlesen, Pro und Contra abwägen und wie zuvor Favoriten bestimmen.
Gleich zehn Projekte galt es dieses Runde zu bewerten und die Auswahl der zu fördernden Projekte erwies sich schnell als sehr knifflig. Doch nach anregender Diskussion, Lob, aber auch viel Kritik konnte die Jury erleichtert aufatmen, als sich darauf geeinigt wurde, gleich drei Projekte zu fördern.
Global Bio Gardens, ein internationales Landwirtschaftsprojekt von Studierenden der Universität Erfurt und drei geflüchteten Familien, wird eine dieser drei Förderungen erhalten. Nachhaltigkeit, soziale Interaktion und Bildung sind die Hauptschwerpunkte des im April 2020 begonnenen Projekts, an welchem rund 54 Personen aus mehr als 20 Ländern beteiligt sind.
Besonders überzeugt wurde die Jury durch die Idee, dass Nachhaltigkeit und demokratisches Zusammenleben in Zeiten des Lockdowns verbunden und ein harmonischer Umgang miteinander und mit der Natur ermöglicht werden können. So werden nicht nur aktuelle Themen in einer schwierigen Zeit, sondern auch Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Vorwissen zusammengebracht und ein Austausch ermöglicht. Gleichzeitig stellt das Projekt einen psychischen Ausgleich zum Alltagsstress dar und trägt somit auch zur mentalen Gesundheit aller Beteiligten bei.
Auch in Zukunft will die Gruppe die Vielfalt im Garten ausweiten. Dabei spielt der Austausch von Rezepten, das gemeinsame Essen und auch die Weiterbildung zu landwirtschaftlichen Themen eine entscheidende Rolle. Ohne viel Vorwissen, aber mit viel Neuem zu lernen wird so den Menschen ermöglicht, sich weiterzubilden, Kontakte zu knüpfen und vor allen Dingen einer nachhaltigen Beschäftigung nachzugehen.
Die zweite Förderung dieser Runde geht an ein Projekt, dessen Zielgruppe beim Thema Home-Schooling oft vergessen wird. Dass Eltern, Kinder und Lehrer*innen häufig überfordert sind, überhaupt den Unterrichtsstoff vollständig zu behandeln, lenkt häufig davon ab, dass es dennoch Schüler*innen gibt, die weitere Unterstützung benötigen.
Der MENTOR-SPOT auf Discord, ein Projekt des Internationales Engagement Chemnitz e.V. (IEC e.V.), soll es Jugendlichen ermöglichen, sich in die Rolle eines Mentors oder einer Mentorin zu versetzen, indem sie Schüler*innen aus jüngeren Jahrgangsstufen digitale Nachhilfe geben und somit ihre individuellen Stärken und Talente nutzen, um andere Jugendliche zu fördern. Dabei können Schulfächer, wie Mathematik, Englisch und Deutsch, aber auch außerschulische Aktivitäten, wie Schach oder e-Sport anvisiert werden. Ziel soll dabei sein, die sozialen Kompetenzen, das Selbstvertrauen und auch das Ichbewusstsein der Teilnehmenden zu stärken und gleichzeitig zu zeigen, dass es nicht immer notwendig ist, perfektes deutsch zu beherrschen, um sich engagieren zu können.
Als großen Vorteil sah die Jugendjury, dass eine Plattform ausgewählt wurde, die aktuell von vielen jungen Menschen genutzt wird, was zu einer größeren Zugänglichkeit für die Zielgruppe führt. Auch die Idee, junge Menschen in eine Position zu versetzen, anderen etwas beizubringen, überzeugte die Jury, da sowohl ein empowernder, als auch Bildungsaspekte zu identifizieren sind. Dadurch werden vorhandenes Wissen, sowie individuelle Interessen geteilt und nachhaltig in die Zukunft investiert.
Die letzte Förderung dieser Runde erhält die Initiative „Jugend spricht“ mit ihrem Projekt „Empowerment Training für Junge Geflüchtete“. Die Initiative wurde 2019 in Rostock mit dem Ziel geflüchtete Kinder und Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern unabhängig von ihrer Herkunft zusammenzubringen, zu unterstützen und vielfältige Angebote zu schaffen, gegründet.
Das Training soll Jugendlichen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie mit Alltagsrassismus und ausgrenzenden Strukturen und Situationen umgehen können und sich selbst antirassistisch engagieren können. Dieser Raum soll es gleichzeitig erleichtern, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu empowern.
Die Jugendjury zeigte sich vor allen Dingen von dem Workshop Format angetan, welches einen Safer Space eröffnen kann und somit einen leichteren Austausch untereinander ermöglicht.
Wir sind begeistert von den vielen sehr unterschiedlichen Projektideen und gespannt auf das, was noch in der weiteren Umsetzung der Projekte kommen wird, aber zunächst wünschen wir allen Teilnehmenden viel Erfolg und vor allen Dingen viel Freude!